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Groß und mutig – Lösungen für die globale Dekarbonisierung

Eine Schlüsselrolle für die Bau- und Immobilienwirtschaft
Das Bewusstsein für einen schonenden Umgang mit unserer Umwelt und den natürlichen Ressourcen schreitet stetig voran. Fast 15 Jahre ist es her, dass die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) gegründet wurde. Die damalige Knospe der Nachhaltigkeit im Bausektor ist dank des „Green Deals“ der EU-Kommission aufgeblüht. Doch den Leitlinien und Absichten müssen nun auch Taten folgen. Denn „Green Buildings“ allein reichen nicht mehr aus.
Ökologische Kriterien sind zweifelsohne in den letzten Jahren in der Realität der Immobilienwirtschaft angekommen. Es war ein langer, aber konsequenter Weg, der in Deutschland 2007 mit der Gründung der DGNB als erste Zertifizierungsstelle für Immobilien begann. Fünf Jahre später wurde mit dem Potsdamer Platz in Berlin das erste nachhaltige Stadtquartier mit der DGNB-Silbermedaille ausgezeichnet. Mit Fassadenlüftung statt energieintensiver Klimaanlagen, Fernwärme statt dezentraler Heizungsanlagen und der Rückgewinnung von Regenwasser für Dachbegrünungen war das 1998 fertiggestellte Quartier seiner Zeit offenbar voraus.
 
Wo stehen wir heute? In den vergangenen 13 Jahren hat die DGNB mehr als 7.000 Gebäude zertifiziert. Ähnliches gilt für internationale Standards wie BREEAM oder LEED. Die Zahl der Zertifizierungen steigt stetig an: Neu hinzugekommen sind zum Beispiel Anerkennungen für nachhaltigen Rückbau oder ressourcenschonende Baustellen. Doch grüne Gebäude allein reichen heute nicht mehr aus. Zudem stoßen die zugegebenermaßen kostenintensiven Zertifizierungen nicht überall auf reges Interesse.
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ISG-Studie „Sustainable Buildings Monitor“

Wenn wir den Weg in eine nachhaltige Zukunft finden möchten, müssen wir uns zunächst klar machen, wo genau wir stehen.
 

Schritte zur Klimaneutralität – Konzentration auf den Gebäudebestand

Die politischen Verpflichtungen, den CO2-Ausstoß massiv zu reduzieren, sind zum neuen Beschleuniger für nachhaltige Prozesse im Gebäudesektor geworden. Bis 2030 sollen 55 Prozent der Emissionen im Vergleich zu 1990 eingespart werden, bis 2050 sind 100 Prozent vorgesehen. Mit der Betrachtung der Kohlendioxidemissionen rückt erstmals der gesamte Lebenszyklus der Immobilie in den Vordergrund – vom Bauprozess über den Betrieb bis zum Rückbau. Dabei wird deutlich, dass der Bausektor für 40 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich ist: Baumaterialien müssen transportiert, Gebäude klimatisiert und Abbrüche durchgeführt werden. 55 Prozent des gesamten Abfallaufkommens in Deutschland gehen auf das Konto der Bauwirtschaft. Eine besondere Verantwortung für das Erreichen der Klimaneutralität liegt also bei unserer Branche. 
 
Matt Blowers, CEO von ISG, gibt den Weg dafür vor: „Gebäude müssen einfach mehr leisten. Die Standards im Bauprozess müssen erweitert und kontrolliert werden, und die Gebäude selbst müssen besser betrieben und gewartet werden.“ Angesichts der Tatsache, dass 80 Prozent der heutigen Gebäude bis zum Zieljahr 2050 noch existieren werden, gilt es, sich nachhaltig auf die Nachrüstung bestehender Gebäude zu konzentrieren, um deren Leistung zu verbessern. Gut durchdachte Sanierungsverfahren sollten ein wesentlicher Eckpfeiler der gemeinsamen Strategie sein.
 

Status Quo ermitteln und gemeinsam voranschreiten

Zu verstehen, wo wir gerade in der Bau- und Immobilienbranche stehen, ist ein wesentlicher Ausgangspunkt zur Definition eines gemeinsamen Weges.
 
Um diese Herausforderung zu bewältigen und die immer näher rückenden Klimaziele zu erreichen, brauchen wir ein umfassendes Wissen über unseren Gebäudebestand. Genau das hat die ISG mit ihrem jetzt veröffentlichten „Sustainable Buildings Monitor” in Angriff genommen. Einige der Ergebnisse sind verblüffend: Wussten Sie, dass in Italien der Energieverbrauch von Gewerbegebäuden doppelt so hoch ist wie im Vereinigten Königreich? Wussten Sie, dass entwickelte Länder wie Japan oder Südkorea relativ gesehen am meisten Energie im Gebäudesektor verbrauchen? Hätten Sie gedacht, dass nur zwei von 18 untersuchten Ländern ihren Energieverbrauch zwischen 2007 und 2017 gesenkt haben? Und dass Deutschland sowohl beim Energieverbrauch als auch bei den CO2-Emissionen im Immobilienbereich nur im europäischen Mittelfeld liegt?
 
Diese Zahlen geben einen wichtigen Einblick in die regionalen Unterschiede bei den weltweiten Bemühungen um den Klimaschutz. Gleichzeitig spornen sie uns an, als Akteure der gesamten Bau- und Immobilienwirtschaft einen noch größeren Beitrag zu leisten. Klimaneutrales Wirtschaften ist eine partnerschaftliche Aufgabe, die die Planungs- und Baupartner auch nach der Übergabe der Immobilie nicht allein lässt. Ein regelmäßiges Monitoring der klimarelevanten Gebäudedaten während der Betriebsphase sollte bereits kurzfristig zum Standard werden. Die Auswahl lokaler und nachhaltiger Baustoffe kann wesentlich zur CO2-Reduktion beitragen. Nicht zuletzt sollte vor Beginn eines Projektes immer geprüft werden, ob eine Sanierung einem Neubau vorzuziehen ist, um den potenziellen Kohlenstoffausstoß beim Abriss einzusparen. Die Reise in Richtung Klimaneutralität hat nun endlich an Fahrt gewonnen, und es bleibt keine Zeit mehr zu verlieren – eine große Aufgabe für die internationale Gemeinschaft. Matt Blowers appelliert daher an die gesamte Branche: 

„Zusammenarbeit ist der absolute Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderung: Es muss ein globales Engagement für tiefgreifende Veränderungen geben.“

Matt Blowers, CEO

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